V. Gillet: Keramische Verkleidungen an Pariser Gebäuden (1900-1914)

Dissertationsprojekt von Valentin Gillet zum Thema "Conception et confection: Une histoire matérielle du revêtement céramique des immeubles parisiens (1900-​1914)"

Vergrösserte Ansicht: Forschung Gillet
9 rue Claude Chahu, Charles Klein, 1902-1903. (Fonds Hennebique, Inst. Français d’Architecture)

Conception et confection: Une histoire matérielle du revêtement céramique des immeubles parisiens (1900-1914)

Die Einführung von Stahlbetonskeletten in der Wohn- und Geschäftsarchitektur in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts in Paris, die bis dahin nur in Infrastrukturprojekten und Industriebauten realisiert worden war, erforderte neue Lösungen für die Ausfachung und Verkleidung solcher Bauten. Eine der ersten Antworten war, die Betonskelette mit nicht tragendem Mauerwerk auszufüllen und das Gebäude mit keramischen Fliesen zu verkleiden. Der beträchtliche Preisverfall solcher Fliesen und die Entwicklung ihrer Materialeigenschaften in diesen Jahren, insbesondere ihre Frostbeständigkeit, hatten die Steinzeugfliesen zu einem Material der Wahl für die Aussenverkleidung von Gebäuden gemacht, das eine schützende Hülle für die Struktur im Inneren bietet. Angeregt durch die Ausgaben der Pariser Weltausstellungen von 1889 und vor allem 1900 zeigt die Vermehrung von Abhandlungen und Handbüchern über Baukeramik und Stahlbeton zwischen 1890 und 1910 das fast zufällige Zusammentreffen der beiden Materialien, Feinsteinzeug und Stahlbeton. Die Praxis der Steinzeugverkleidung verbreitete sich gleichzeitig in Mittel- und Westeuropa auf unterschiedliche Weise und bildete die Grundlage der modernen Architektur für die europäischen Metropolen des 20. Jahrhunderts. Die Pariser Architekten setzten diese Bautechnik in brillanter Weise um und trugen massgeblich zur Entwicklung der Architektursprache des Jugendstils bei, der um 1910 seine Blütezeit erreichte. Neben der Ressourcenkonzentration und der Dynamik des Baugewerbes zeichnet sich der Fall Paris durch das Vorhandensein einer starken Keramikindustrie aus, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den nördlichen und westlichen Agglomerationen der Stadt angesiedelt hatte und deren Speerspitze bis heute die Manufacture Nationale de Sèvres ist. Zu Beginn der 1920er Jahre wurde diese Bautechnik prompt aufgegeben, um anderen konstruktiven Lösungen Platz zu machen. Im Auftrag einer aufgeklärten und experimentierfreudigen Klientel entstanden in dieser bemerkenswert kurzen Zeit etwa dreissig Objekte dieser Art, die ungleichmässig über die Stadt verteilt waren. Trotz dieser aufgrund der kurzen Lebensdauer dieser Bauweise eher bescheidenen Zahl soll in dieser Untersuchung die Rolle herausgestellt werden, die diese Bauten im Laufe der Baugeschichte einnahmen. Ziel der Arbeit ist es, die konstruktiven Lösungen darzustellen, die von der Bauindustrie für das Ausfüllen und die Beschichtung von Stahlbetonrahmen zwischen 1900 und 1914 in Paris entwickelt und umgesetzt wurden.

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Conception et Confection:
Une histoire matérielle du revêtement céramique des immeubles parisiens (1900-1914)
(Diss., 2021)

Research Collection

  • Gillet, V.: Un revêtement céramique sur mesure : L’immeuble L. & C. Hardtmuth, A. Bocage, 1907-1909. In : In Situ, Revue des patrimoines [En ligne], 43/2020, mis en ligne le 14 janvier 2020. externe SeiteOnline Publikation
  • Gillet, V.; Potgeter, W.: Theaterdecken an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zimmerei und Rabitz im Dachraum des Schauspielhauses Pfauen in Zürich. In: INSITU, Bd 12, H. 2, 2020, S. 269-284. (Research Collection)
  • Gillet, V.: Une ponction dans le fonds Paul Guadet: les plans de pose du revêtement de l’Hôtel Carnot, 1906-1908. In: Les Cahiers de la recherche architecturale urbaine et paysagère [En ligne], Matériaux de la recherche, mis en ligne le 22 septembre 2020. externe SeiteOnline Publikation
  • Gillet, V.: An iron-mounted stoneware façade in Paris: Charles Klein’s apartment building at rue Claude-Chahu 9. In: Campbell, J., et al. (Hrsg.): Iron, Steel and Building: Studies in the History of Construction. Proceedings of the Seventh Conference of the Construction History Society. Cambridge: Construction History Society, 2020, 129–142. (Research Collection)
  • Gillet, V.: La fabrication du grès cérame en France à travers la littérature technique: 1840-1920. In: Aedificare Revue internationale d’histoire de la construction 2/2019, 157–220.
  • Die keramische Verkleidung von Eisenbeton – Skelettbauten in Paris. 1900.-1914: Das Wohnhaus 15 av. Perrichont. (4. Jahrestagung der Gesellschaft für Bautechnigeschichte, Hannover, 11.05.2019)
  • L’architettura del rivestimento a Parigi: 1900-1914. (Vorlesung im Rahmen des postgradualen Studiums SSBADP (Scuola di specializzazione in Beni Architettonici e del paesaggio) auf Einladung von Direktor Prof. Alberto Grimoldi; Politecnico di Milano, 25.11.2017)
  • L’architecture du revêtement céramique à Paris au début du XXe siècle: le 185 rue Belliard. (Vortrag anlässlich einer der Architekturkeramik gewidmeten Tagung "Ces Matières sans rivales" organisiert von der Cité de la Céramique de Sèvres und LabexCAP; Institut national d’histoire de l’art, Paris, 13.10.2017)
  • L’architecture du revêtement céramique à Paris: technique et esthétique au début du XXe siècle. (Vortrag im Rahmen der Tagung "Architektur und Technik" Veranstaltet von Robert Carvais (Centre de théorie et d' analyse du droit) und Valérie Nègre (Ecole nationale supérieure d' architecture Paris La Villette); Institut national d’histoire de l’art, Paris, 12.6.2017)
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