K. Russnaik: Entwicklung von Holzkonstruktionen im 19. Jahrhundert

Dissertationsprojekt von Kylie Russnaik zum Thema "Dachwerkskonstruktionen in der Schweiz: Die Entwicklung von weitgespannten Holzkonstruktionen im 19. Jahrhundert"

Vergrösserte Ansicht: Alte Henke Frauenfeld
Dachwerk der Alten Henke in Frauenfeld (Foto: K. Russnaik, 2022)

Dachwerkskonstruktionen in der Schweiz: Die Entwicklung von weitgespannten Holzkonstruktionen im 19. Jahrhundert

Das Forschungsprojekt untersucht die konstruktive Entwicklung von Holztragwerken des 19. Jahrhunderts in der Schweiz. Der betrachtete Zeitraum ist durch die Industrialisierung und die Rationalisierung des Bauwesens geprägt. In der 1. Hälfte des 19. Jh. ging allmählich die technologische Innovation vom Kirchendach zum Profanbau über. Der technologische Fortschritt brachte neue Bauaufgaben mit sich, die durch grosse, stützenfrei überspannte Räume und sichtbare Tragwerke gekennzeichnet sind, etwa Markthallen, Perron-Hallen für die Eisenbahn oder Reithallen des Militärs. Zusätzlich führten die neuen architektonischen Formen des Klassizismus zu flacheren Dachneigungen. Als Tragwerke wurden anstelle der konventionellen Sparrendächer bevorzugt Pfettendach-Systeme verwendet, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kamen Ingenieur-Konstruktionen wie Polonceau- und Fachwerkbinder neu hinzu. Die Vielfalt der Konstruktionen ist kennzeichnend für diese Epoche. Obwohl neue Baustoffe wie Eisen oder Eisenbeton vermehrt Anwendung fanden, blieb Holz ein wichtiger und häufig genutzter Werkstoff in der Schweiz. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass es in der Schweiz einen einzigartigen Korpus an sehr gut erhaltenen Holztragwerken dieser Zeit gibt. Im Vergleich dazu wurden in anderen europäischen Ländern solche Tragwerke grösstenteils durch den Krieg zerstört. Viele dieser wichtigen Zeitzeugnisse sind durch den Veränderungsdruck und Abriss gefährdet.

Während die Entwicklung im 19. Jh. aus architektur- und kunsthistorischer Sicht bereits eingehend erforscht wurde, fehlen flächendeckende Untersuchungen zur Geschichte der Schweizer Dachwerkskonstruktionen. Diese Forschungslücke soll im Rahmen des vom SNF geförderten Projekts «Evolution of the wide-span timber roof in northern and central Switzerland 1600–1850» geschlossen werden.

Mit Hilfe der Methoden der historischen Bauforschung sollen Schweizer Dachwerke verschiedener Bautypen aus dem 19. Jahrhundert dokumentiert werden, mit dem Ziel, ein möglichst breites Bild der konstruktionsgeschichtlichen Entwicklung nachzuvollziehen. Durch Archivrecherche und die Analyse historischer Publikationen sollen die Tragwerke in einen Kontext mit den historischen Gegebenheiten gesetzt werden. Die Erkenntnisse sollen zu einem tieferen Verständnis der damaligen Entwurfs- und Ausführungspraktiken verhelfen und Kriterien für die Denkmalpflege liefern.

  • Russnaik, K. M.: Timber roof structures of 19th-century military riding halls in Switzerland. In: Mascarenhas-​​Mateus, J., et. al. (Hrsg.): History of Construction Cultures: Proceedings of the 7th International Congress on Construction History, 2021, Lisbon, Portugal. London: CRC Press, 2021, Vol. I, 238–246. (Research Collection)

Kontakt

Kylie Russnaik
  • HIT H 23.4
  • +41 44 633 63 16

Bauforschung u.Konstruktionsgesch.
Wolfgang-Pauli-Str. 27
8093 Zürich
Schweiz

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